Was ein Ausländer ist? Blöde Frage: Kein Schweizer natürlich. Juristisch und aus dem Blickwinkel des Gesetzgebers hier in der Schweiz gesehen ist der Fall eigentlich klar. Aber wenn man sich die Diskussionen rund um die aktuelle Ausschaffungsinitiative und deren Gegenvorschlag anhört, scheint das nicht ganz so einfach zu sein.
Da ist zum Einen dieser Gedankengang der Tradition. Dazu kursiert derzeit wieder dieser Spruch, es sei zwischen „Papierlischwyzer“ und „Eidgenossen“ zu unterscheiden. Einer ist ein Schweizer nicht einfach wegen dem Pass, sondern weil seine Familie schon seit Generationen hier lebt. Und selbst drei Generationen reichen da noch nicht, da wird immer noch unterschieden, beziehungsweise da sollen immer noch Unterschiede feststellbar sein. Die Legitimation erfolgt hier also durch Geburt. „Ist so, weil war so und wird immer so sein.“, heisst es im Militär. Ich dachte nur, dass wir beim Übergang vom Feudalismus zur Demokratie gelernt hätten, das ein Geburtsrecht eben nicht zur Legitimation von politischen Rechten ausreicht?
Nun kann man auch einfach sagen, Ausländer seien halt die, die aus einem anderen Land in dieses gezogen sind. Personen mit Migrationshintergrund ist das neue Modewort dafür, Migrant die ältere Bezeichnung. Nun ist es in der Geschichte der Menschheit nicht einmalig, dass ganze Völker von einer Region in die andere zogen. Und stets war das auch mir Konflikten verbunden. Wir, die uns heute Europäer nennen, zogen einst aus Afrika hierher. Später in der Zeit der Völkerwanderung zogen wieder Gruppen von Menschen quer über den Kontinent. Nach der Entdeckung der „neuen“ Kontinente durch uns Europäer und im Zuge des Kolonialismus wanderten viele Personen dorthin aus. Und heute mit den zahlreichen Verkehrsmitteln und dem florierenden Tourismus ist die Reise mit Schiff, Zug und Flugzeug selbst über grösste Distanzen einfacher denn je. Die Gründe für Migration sind oft die selben: Schlechte wirtschaftliche Bedingungen und politische oder religiöse Verfolgung.
Im Laufe der Geschichte entstanden und änderten sich Grenzen. Verschiedene Regierungen mit unterschiedlichen Interessen entstanden. Einige förderten die Migration der eigenen Bürger über die eigenen Grenzen hinaus, andere förderten die Immigration in die eigenen Gebiete und wieder andere bekämpften Migration. Die Motive änderten sich und so auch die Richtungen in die migriert wurde.
Schliesslich stellt sich für mich persönlich noch die Frage, was ich denn nun eigentlich bin? Bin ich Schweizer? Mein Schweizer Pass, meine Herkunft, die Familie meines Vaters stammt aus Flums, die meiner Mutter aus Zürich und dem Thurgau deuten in Richtung Schweizer (es gibt da allerdings Gerüchte, dass die Rupfs vor vielen Jahrhunderten mal aus dem Österreichischen eingewandert seien). Andererseits bin ich in Mailand in Italien geboren, da mein Vater dort für die Swissair arbeitete. Bin also nicht in der Schweiz geboren und somit auch Migrant. Meine Identität ist nicht die eines Schweizers, geschweige denn eines Tessiners, St. Gallers, Zürchers oder Thurgauers. Ich bin ein Mensch vom vierten Planeten im Sonnensystem.