Über einen Artikel im Tagesanzeiger wurde ich an ein Thema erinnert, welches mich seit längerem beschäftigt, aber erst seit kurzem die Praxis erreicht hat. Im Artikel wird vom Weitspringer Markus Rehm berichtet, der gerne mit dem Deutschen Team an der Leichtathlethik-Europa-Meisterschaft teilnehmen möchte. Der Athlet hatte bei einem Unfall seinen rechten Unterschenkel verloren und springt deshalb mit einer Prothese.
Die Diskussion im Artikel dreht sich nun darum, ob der Sportler teilnehmen darf oder ob seine Prothese einen unfairen Vorteil darstellt. Als Cyborg-Bewunderer finde ich die Entwicklung spannend, dass überhaupt praktisch erwogen wird, dass ein um künstliche Bauteile erweiterter Mensch einen Vorteil gegenüber einem nicht veränderten Menschen hat. Markus Rehm wird also nicht mehr als „behindert“ wahrgenommen, sondern als „bevorteilt“.
Sieht man sich die Prothese etwas genauer an, wird klar, dass sie nicht mit einem Fuss vergleichbar ist. Diese Sport-Prothesen funktionieren nach einem mechanischen Feder-Prinzip. Beim Auftreten wird die Feder gebogen und sie gibt diese Energie wieder ab, wenn die Belastung abnimmt. Sie enthält keine Elektronik, sondern wird durch die Bewegung des Trägers gesteuert. Ich gehe davon aus, dass man dies erlernen muss. Auch enthält sie keine Sensoren, die über Nervenimpulse eine Rückmeldung an den Träger geben können. Auf einem präparierten Sportplatz, auf der Strasse oder einem glatten Boden funktioniert das sicher gut. Ich kann mir aber vorstellen, dass eine Wiese oder sonstiger weicher Untergrund nicht so einfach zu begehen sind.
Wenn jemand das Gehen mit einer solchen rein passiv-mechanischen Prothese beherrscht und damit sogar mit Spitzensportlern mithalten kann, sollte diese Person auch zusammen mit diesen antreten dürfen.
Einschränken würde ich dies wie gesagt auf passive mechanische Prothesen. Ausserdem sollten Personen, die sich absichtlich Körperteile amputieren lassen um mit Prothesen antreten zu können, disqualifiziert werden, da dies einen Hohn gegenüber unfreiwillig amputierten Menschen darstellt. Und sollten mehrere Personen mit denselben fehlenden Gliedmassen antreten, sollten diese aus Fairness auch dieselbe Bauart von Prothese tragen.