Der Tempel von Luxor vereinigt in sich einen Überblick über die verschiedenen Religionen in Ägypten im Wandel der Zeit.
Bereits zur Zeit des Mittleren Reichs in der 12. Dynastie, also vor ca. 4000 Jahren, soll hier ein Heiligtum gestanden haben. Amenophis III. liess an dieser Stelle einen Amun-Re geweihten Tempel errichten, bestehend aus Allerheiligstem, einer Säulenhalle und dem heutigen zweiten Hof. Unter seinem Sohn Amenophis IV. / Echnaton wurde der Tempel geschlossen, der Name Amuns ausgemeisselt und in der Nähe stattdessen ein Aton-Heiligtum eröffnet.
Tutenchaton/Tutenchamun liess dann nach der Restauration von Amun wieder weiter am Tempel bauen und begann den grossen Säulengang. Dieser wurde unter Haremhab fertiggestellt. Ramses II. liess den heutigen ersten Hof und einen grossen Pylon errichten.
Nektanebos I. baute am Platz vor dem Tempel und möglicherweise an der Sphingen-Allee, die hier beginnt und bis zum 2,5 Kilometer entfernten Tempel von Karnak führt. Diese ist heute erst teilweise wieder freigelegt, kann aber bereits auf mehreren hundert Meter begangen werden. Wie der Name sagt, säumt alle paar Meter eine Sphinx auf beiden Seiten den Weg.
Der Tempel war hauptsächlich Amun-Re (Sonnen-, Wind- und Fruchtbarkeitsgott, mit dem Symboltier des Widders), seiner Gemahlin Mut (Muttergottheit, auch die symbolische Mutter des Pharaos) und dem gemeinsamen Sohn Chons (Mondgott) geweiht. Während des Opet-Festes, vermutlich unter Hatschepsut eingeführt, trugen Priester deren verhüllte Statuen, denn der gemeine Pöbel durfte die Götter nicht sehen, auf Barken vom Karnak-Tempel durch die Sphingen-Allee hierher gebracht. Die Feier dauerte 11 Tage, später wurde sie auf 27 Tage verlängert. Die Figuren der Mut und des Chons wurden in die Kapellen im ersten Vorhof gebracht. Nur die Barke mit der Statue von Amun-Re gelangte bis ins Allerheiligste.
Dieses Allerheiligste liess Alexander (ja, der Alexander von Makedonien, auch der „Grosse“ genannt) stark umbauen. Er liess vier Säulen entfernen und einen Raum im Raum errichten, welcher innen und aussen auf Reliefs mit Szenen Alexanders bedeckt ist, wie er verschiedenen Göttern Opfergaben darbringt oder von Ihnen an der Hand geführt wird. Alles um seine eigene Verbindung mit den Göttern und seine göttliche Herkunft zu dokumentieren und dadurch seinen Herrschaftsanspruch als ägyptischer Pharao zu rechtfertigen.
Auch wurde in diesem Tempel die Vereinigung des Pharaos mit seinem Ka, seinem seelischen Doppelgänger, jährlich zelebriert. In vielen Reliefs in den Mammisi (Geburtsraum) altägyptischer Tempel sieht man Chnum oder Ptah (beides Schöpfergötter) wie sie den Pharao und sein Ka als Zwillinge auf der Töpferscheibe formen. Auch dieser Tempel hat ein solches Mammisi.
Unter römischer Herrschaft schliesslich wurde der Vorraum des Allerheiligsten in einen Raum für den Kaiserkult umgewandelt. Die Wände wurden verputzt und mit Fresken übermalt.
Später wurden im ersten Hof mehrere koptische Kirchen gebaut. Eine davon diente schliesslich der Abu el-Haggag Moschee als Fundament. Ob das wohl im Sinne Petrus‘ war? ;-)