Bereits ab der ersten Zwischenzeit wurde die Gegend um Theben auch als Begräbnisort für Pharaonen genutzt. Vor allem aber in der Zeit des neuen Reiches liessen sich viele Pharaonen nicht mehr in Mastabas oder Pyramiden beisetzen. Der Kult blieb zwar derselbe, aber die Pharaonen hofften wohl „ewiger“ zu ruhen, wenn Ihre Gräber nicht mehr ganz so auffällig und einfach zu finden wären.
Das Tal, welches wir heute das der Könige nennen, fanden Sie einen guten Kompromiss. Es ist nicht allzu weit vom Regierungssitz in Theben entfernt auf der westlichen Flussseite, liegt aber etwas abseits in der Wüste und wird auch noch von einem natürlicherweise pyramidenförmigen Gipfel gekrönt. In diesem Tal liessen verschiedenste Pharaonen und auch ranghohe Regierungsmitglieder und Priesterinnen ihre Gräber ins Kalkgestein hauen. Auch wenn fast alle Gräber schliesslich doch geplündert wurden (jenes von Tutenchamun ist die prominente Ausnahme), so sind doch in Vielen die bunten Fresken und Reliefs erhalten geblieben.
In den meisten Gräbern findet man ähnliche Motive. Die Decken sind mit Sternenhimmel oder Geiern (Symbol der Himmelsgöttin Nechbet) dekoriert. Die Wände zieren meist Szenen aus dem Totenbuch, welche die angenommene Reise des Pharaos in die Unterwelt dokumentieren.
Der Überlieferung nach fährt die Sonne tagsüber in einer Barke über den Himmel. Dieser wird symbolisch von der Himmels-Göttin Nut gebildet. Der Sonnenuntergang wurde so gedeutet, dass Nut die Sonne aufisst, worauf sie in Ihrer Barke die Nacht über das Innere der Nut von West nach Ost befährt um am Morgen neu Geboren zu werden. Und ja, die dies darstellenden Fresken sind explizit.
Der Pharao soll in der ersten Nacht nach seinem Begräbnis dieselbe Reise antreten. Auf seiner Barke wird er dabei von Kobras an Bug und Heck vor Dämonen geschützt. Während der Reise trifft er auf 12 Götter, welche ihm Fragen zu seinem Leben stellen, welche er wahrheitsgemäss beantworten soll. Am Ende der Reise kommt er in der Unterwelt an, über die Gott Osiris herrscht.
Hier wird der Pharao vom Wächtergott Anubis vor das Totengericht Osiris‘ geführt. Sein Herz wird auf eine Waage gelegt, dass Gegengewicht wird von der Feder der Wahrheit der Göttin Maat gebildet. Wird sein Herz als zu schwer befunden (er hat gelogen und die Prüfungen nicht bestanden), wird er von der Göttin Ammit, als furchteinflössendes Mischwesen dargestellt, gefressen und landet in der ewigen Finsternis. Besteht er die Prüfung, darf er zu Osiris ins Jenseits einziehen und dort die Strahlen der Nachtsonne geniessen.
Fotoapparate sind im Tal der Könige nicht erlaubt, die Bilder hier stammen daher aus der Wikipedia. Auch sorgen wir Touristen für erhöhte Luftfeuchtigkeit in den Gräbern (von 5% morgens bis 75% gegen Abend), weshalb jeden Tag drei andere Gräber zur Besichtigung geöffnet werden um die Fresken nicht zu stark zu belasten. Die sehr unspektakuläre, kleine und daher nicht sonderlich empfehlenswerte Grabkammer Tutenchamuns kostet extra.
Waren die Gräber selbst den Pharaonen und speziellen Priestern vorbehalten, so liessen sie aber auch spezielle Tempel errichten, in denen sie nach ihrem Tod vom Volk und dafür eingesetzten Priestern verehrt werden konnten.
Ein besonders spektakulärer Totentempel wurde von Hatschepsut errichtet. Dieser ist in Terrassen angelegt, welche gegen die Anlegestelle des Tempels von Karnak hin ausgerichtet sind. Man kann den ersten Pylon des Karnak-Tempels von der obersten Terasse aus von Auge jenseits des Nils gut erkennen. Dieser Tempel berichtet in seinen Fresken aus dem Leben der Pharaonin, insbesondere von Ihrer Reise nach Punt (vermutlich im heutigen Somalia) aus dem sie insbesondere Myrrhe und Zedern zurückbrachte. Noch heute sind auf dem Vorplatz des Tempels die zwei Baumstrünke von Myrrhe-Bäumen zu sehen welche hier gepflanzt waren.
Von einem weiteren Totentempel, demjenigen des Amenophis III. (Vater von Amenophis IV. / Echnaton) sind heute nur noch zwei Kolossalstatuen zu sehen, die sogenannten Memnon-Kolosse. Die Statuen waren bereits in griechisch-römischer Zeit stark zerfallen. Heute ist nur noch die kleine Statue Tejes, seiner Gattin, bei einer der beiden Statuen gut erhalten.
Memnon bezieht sich auf den Onkel Priamos‘ der in der Illiade von Achill vor den Toren Trojas getötet wird. Der Name wurde den Statuen wohl in Ptolemäischer Zeit gegeben, da er wohl für die Griechen ähnlich wie „Amenophis“ klang. Zudem soll damals von den Statuen morgens ein klagender Laut zu hören gewesen sein. Diesen schrieb man Memnon zu, der damit seiner um ihn in Form von Morgen-Tau weinenden Mutter Eos (griechische Göttin der Morgenröte) antworte. Die gut gemeinte Restaurierung der Statuen im Auftrag des römischen Kaisers Septimius Severus Jahr 199 brachten diese Klänge leider zum verstummen.